Die Ankunft



Deine Ballen brennen, so, als würdest du sie in züngelndes Feuer halten. Doch dies tust du nicht, du läufst, nein, schleppst dich über eine hohe Düne. Der Sand ist unerträglich heiß, die Luft ist unerträglich heiß. Die Sonne strahlt direkt auf deinen Körper herunter. Du weißt, wenn du nicht bald etwas zu trinken findest, bist du dem Tode geweiht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, vielleicht war es sogar eine, kommst du am oberen Ende der Düne an. Doch vor dir erstrecken sich nicht unzählige weitere Dünen, wie die letzten male. Vor dir erblickst du ein Steingebilde. Wie eine Mauer umschließt einen Teil der Wüste. Ein Felsentor bildet den Durchgang. Mühsam richtest du dich auf, jegliche Knochen und Muskeln in dir protestieren. Doch du schaffst es aufrecht stehen zu bleiben. Gerade zu ehrfürchtig blickst du auf das Tor. Du willst hindurchschreien. Doch dahinter fällt eine weitere Düne steil ab, du rutscht im losen Sand aus und schlitterst in die Tiefe. Als du am Fuße der Düne aufschlägt wird dir schwarz vor Augen.

"Wir...Fremder...helfen...zum Lager...Schattenstern..."

Stimmen dringen zu deinem Ohr. Doch du kannst nur einzelne Wortfetzen aufschnappen.

"Holt Sonnenfeder...sie...Kräuter...Wasser..."

Du schlägst die Augen auf. Das erste was du wahrnimmst ist die eisige Kälte die deinen Körper umschlungen hat. Du zitterst am ganzen Leib. Doch du liegst nicht mehr am Fuße der Düne, unter dir befindet sich etwas weiches. Gras, zwar nur spärlich, aber besser als der harte Steinboden der dich umgibt. Du versuchst dich aufzurichten, brichst unter deinem eigenen Gewicht allerdings wieder zusammen. "Bleib liegen." Spricht eine Kätzinnenstimme zu dir. Neben dir kannst du dunkelgraue Pfoten erkennen. Sie gehören zu einer ebenso dunkelgrauen Kätzin mit schwarzen Streifen im Fell. Ihr Schweif ist genau so gemustert, nur seine Spitze ist weiß. Ihr Brust- und Bauchfell ist ebenfalls weiß. Die Spitzen ihrer Pfoten haben genau so die weiße Farbe angenommen. Dich sieht sie mit ihren eisblauen Augen an. "Du würdest von unseren Grenzwächtern in der Wüste gefunden. Sei froh, dass sie gerade auf Patroullie waren. Sonst würdest du jetzt im Silbervlies wandeln." Verwirrt schaust du die Kätzin an. "Wer bist du?" Fragt sie. Du nennst ihr nach kurzem zögern deinen Namen. "Ein schöner Name. Ebenso passend für ein Leben im Clan. Ich bin Schattenstern, die Anführerin des DünenClans. Wohl oder übel wirst du hier bleiben müssen. Die Düne, die du herunter gefallen bist, kommt niemand so leicht hinauf. Außerdem würdest du alleine sterben." "Eigentlich war ich nur mit meinen Hausleuten unterwegs...die Box in die sie mich gesperrt hatten viel von ihrem Wagen, ich konnte sie öffnen und vom Donnerweg entkommen. Aber seitdem wandel ich allein durch die Wüste." Schattenster sieht dich mitleidig an. "Auch ich war früher ein Hauskätzchen." Sagt sie. "Jedoch komme ich aus dem Pelzlosenort hier ganz in der Nähe." Hoffnungsvoll hebst du den Kopf. "Meinst du, meine Hausleute könnten dort sein?" Schattenstern schüttelt den Kopf. "Wir kommen nicht zum Pelzlosenort. Der große Fluss trennt uns von ihm. Wir sind in unserem eigenen Territorium gefangen. Daher wirst du hier bleiben müssen. Aber streng dich lieber an, die schwächste Katze unter uns wird zu Vollmond den Schakalen geopfert. Und Vollmond rückt immer näher." Mit diesen Worten lässt Schattenstern dich allein im Bau zurück.